LOHASHOTELS

Die Frage, die man sich stellen muss ist: Warum wollen Menschen gebräunt sein? Plakativ erinnern wir uns an Filme, die in der Barockzeit spielen. Zu jener Zeit in der Aussehen, Garderobe und Auftreten ungemein wichtig war, um die damalige "Upper Class" vom Proletariat, ja sogar vom damaligen gut situierten Bürgertum abzugrenzen, waren nicht nur die Perücken von Männlein und Weiblein weiß gepudert, auch das Gesicht war auffallend hell.


Vornehme Blässe war Jahrhunderte en vogue


Man scheute die Sonne, wo es nur ging, niemand verließ im Sommer das Haus ohne Sonnenschirm. Im hellen Gesichtspuder war zudem aufhellendes Blei enthalten, was mitnichten gesund war. Man wusste es einfach nicht besser. Dies zur Entschuldigung und dass die Dummheit nicht ausstirbt, kann man weiter unten in mehrfacher Hinsicht ersehen.


Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts änderte sich an diesem Dogma überhaupt nichts. Wer  sich zu den besseren Kreisen zählte, der war hellhäutige, das ganze Jahr über. Braungebrannt war die Arbeiterschaft und der Soldat.


Urlaubsbräune - so zeigte man Wohlstand


Dann begannen die Wohlstandsjahre, die Zeit des Wirtschaftswunders. Man fuhr mit dem Auto nach Italien. Einige konnten sogar mit dem Flugzeug ihre Ziele im Süden erreichen. Mallorca erlebte seine erste Touristikwelle. Im Winter ging es zum Skisport in die Alpen und in Vorbereitung darauf nam man, vermeintlich mit einer roten Sonnenbrille geschützt, einige Extra sonnenbäder unter der Höhensonne, Original Hanau, versteht sich. Denn der Held und Aushängeschild des damaligen Wintersports war toni Sailer, und der war auffallend gebräunt, höchst attraktiv und sexy. Der Skilehrermythos als Frauenaufreißer wurde zu jener Zeit geboren.


Sonnencreme - das war etwas für Mädchen


Ergo: Wer es sich leisten konnte, der fuhr oder flog in Sommerurlaub und Wintersport. Die erste

Sonnenschutzcreme namens Delial  mit wirksamem Sonnenschutzfilter gab es bereits 1933. Wenige Jahre später gab es Produkte von L'oreal  und von Franz Greiter mit dem weltberühmten "Piz Buin" - weil er sich beim Besteigen des gleichnamigen Berges einen ordentlichen Sonnenbrand zuzog. Es war auch jener Franz Greiter der zu Beginn der Sechziger den Terminus "Lichtschutzfaktor" definierte. Wobei ich daran zweifle, dass der Gebrauch von Sonnenschutzcreme in jener Epoche Usus war.  Die Sonnenschutzwirkung zu jener Zeit in den Produkten auch noch nicht wirklich effektiv einen stundenlangen Aufenthalt in der Sonne schadlos die Anwender schützte. Gerne dazu auch der Focusartikel: 1933: Sonnencreme, eine Mädchensache


Ich war wirklich davon „nahezu“ überzeugt, dass die Welle  der letzten Jahre, auf Teufel komm raus in der Sonne zu braten, endgültig "Geschichte ist."  Ein Blick einige Jahrzehnte zurück. Man hat unbeschwert bezüglich seiner Gesundheit gelebt. Allen Ortes wurde geraucht was das Zeug hielt, Passivrauchen war der Normalzustand für die Nichtraucher.  Man wusste, Nikotin ist nicht gesund. Doch die Langzeitfolgen waren für die wenigsten ersichtlich.


Damals glaubt man an die gesunde Bräune


Ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern, in der auch der Besuch von Solarien gang und gäbe war. Gesund aussehen wollte man, deshalb legte man sich mindestens einmal die Woche, "abgekochte Exemplare der menschlichen Existenz" noch viel öfter auf die Sonnenbank, auch Schneewitchensärge und Krebspritschen genannt. Damals wusste man noch wenig oder gar nichts  (zumindest als Kunde eben jener Bräunungsstudios) wie schädlich der Besuch von Solarien ist, für das Aussehen - und noch mehr - für die Gesundheit.


Auf Wikipedia gibt es einen Eintrag aus dem Jahr 2002: „Im Durchschnitt besuchen Deutsche ca. zwei bis dreimal jährlich ein Solarium. Einzelpersonen lassen sich aber auch täglich bestrahlen“


Der Schaden sitzt im Kopf und liegt auf der Sonnenbank


Ich vermute einmal dass einige der Menschenopfer noch Stunden später „nachglühten“ wie nach einem Zimmerbrand.  20-30 Jahre dann das Ergebnis: Die Solarienopfer  hatten - wenn es nur dann war - die gegerbte Haut eines Seemanns, der bei Wetter, Sonne und Sturm 40 Jahre auf dem Meer verbracht hat. Niemand hatte zur damaligen Zeit die Gefahr gekannt, die von der Sonne ausging, und erst recht nicht von den Solarien.


Besonders stolz war man übrigens in den Anfangsjahren der Solarien darauf, dass neben UVB Strahlung auch viel  UVA Strahlung erzeugt wurde, weil die im Gegensatz zur UVB Strahlung keinen Sonnenbrand auslöst und die Bräunungswirkung durch UVA Strahlung sofort nach dem Besuch auf der Sonnenbank auftritt, während sich die Sonnenbräune durch UVB Strahlen einige Tage braucht um sich zu entwickeln.


Was zum damaligen Zeitpunkt der Bevölkerung nicht bewusst war oder es ihnen einfach egal war (was interessiert mich meine Haut in 40 Jahren, ich will jetzt braun sein), dass UVA Strahlung nicht nur zur beschleunigten Hautalterung beiträgt sondern auch die Ursache für die Entstehung von Hautkrebs sein kann. Seit 2009 stuft die WHO Solarien als krebserregend ein.



Selbstbräuner, die Urlaubsbräune, die aus der Tube kommt


Fälschlicher Weise werden oft Selbstbräuner ebenfalls - zumindest vom Anwender für "Bräunungsbeschleuniger" definiert. Dies sind sie nur in dem Fall, dass Selbstbräuner sofort, innerhalb von 4 Stunden meist, eine recht schöne Sonnenbräune vortäuschen können und zudem keinen Lichtschutzfaktor enthalten. Es gibt einweisungsreife Sonnennanbeter, die das wirklich praktizieren und gar nicht wissen, welchen Gefahren sie sich dadurch aussetzen, dazu später mehr.


Zugegeben, bis vor kurzem war ich ein Fan von Selbstbräunern, galt und gilt er doch als ungefährlich, im Gegensatz zur Sonne und Solarium. Ist es auch, allerdings nur, wenn man einige Regeln beachtet, die die wenigsten kennen. Die kannte ich nicht, als ich erst über Jahre, aber - im Nachhinein beruhigend - Autohelios Self Sun / Selbstbräuner von La Roche Posay und nur sehr kurzzeitig, weil mir die Anwendung überhaupt nicht gefiehl, der Biodroga Beauty Sun Self Sun Selbstbräuner.


DHA im Selbstbräuner kann Formaldehyd abspalten


Bei der Verwendung von Selbstbräunern gilt es einiges zu beachten. So sollte man eine angebrochene Tube mit Selbstbräuner nicht länger als 6 Monate verwenden. Zudem macht es Sinn diese im Kühlschrank aufzubewahren und nicht im warmen Badezimmer. Die Hersteller des Inhaltsstoffs  DHA garantieren nämlich eine Lagerzeit von maximal 18 Monaten, Achtung: Bei einer Lageremperatur zwischen 2 und 8 Grad Celsius. Ist das nicht der Fall kann sich aus DHA Formaldehyd abspalten. Zudem gilt für Selbstbräuner nicht die EU Kosmetikverordnung nachdem für kosmetische Produkte eigentlich eine 30 monatige Mindehaltbarkeit (in ungeöffnetem, versiegeltem Zustand vorgeschrieben ist.  Formaldehyd  steht im Verdacht, Krebs- und Allergie auslösend zu sein.


Selbstbräuner enthalten meistens keinerlei UVA oder UVB Schutz. Heißt wer einen Selbstbräuner benutzt, sollte auf jeden Fall auch eine Sonnencreme verwenden und zwar nicht nur am Tag des Aufbringens des Selbstbräuners sondern auch an den Tagen danach. Der Sonnenschutz sollte lückenlos sein, das heißt mehrmals am Tag appliziert werden, wenn möglich und auf jeden Fall mit weiteren Antioxidantien versehen sein.


Man sollte direkt nach der Anwendung nicht in die Sonne gehen, denn auf der mit Selbstbräuner eingecremten Haut können sich schädliche freie Radikale bilden. Viele Selbstbräuner enthalen Inhaltsstoffe, die als hormonverändernd gelten und beispielsweise die Fruchtbarkeit von Mann und Frau beeinflussen.


Ich beziehe mich hier auf die Studie des Gematria Test Lab aus Berlin mit dem Titel: „The Fatal Effect of Self-Tanning Agents during UV Irradiation:“ (PDF Link)


Hier eine Übersetzung und Auszug: Vierzig Minuten nachdem Forscher Hautproben mit hohem 20 prozentigem  DHA behandelten,  stellten sie fest, dass nachdem diese Hautproben UV-Licht / Sonnenlicht ausgesetzt wurden, sich  mehr als 180 Prozent freien Radikalen durch die Sonneneinstrahlung bildeten, im Vergleich mit unbehandelter Haut, die gleichlang mit gleichviel UV Licht bestrahlt wurde.


Ein weiterer Inhaltsstoff, genannt Erythrulose, erzeugte eine ähnliche Reaktion auf hohem Niveau.  Mehr noch: Auch 24 Stunden nach dem Auftragen eines Selbstbräuner ist die Haut besonders anfällig für Sonnenschäden durch freie Radikale. Quelle: Artikel auf

Truth-Aging - Inhaltsstoff Dihydroxyacetone.


Diese frühere Studio von K.Jung, M.Seifert und T.Herrling fand auch heraus, dass Dihydroxyaceton (DHA) eine schädigende Wirkung auf die Aminosäuren und Nukleinsäuren in der Haut hat. Hier eine weiter Quelle, die sich kritisch mit der Verwendung von Selbstbräunern auseinandersetzt: Codecheck: Selbstbräuner, gesund oder ungesund?



Bräunungsbeschleuniger, der kosmetische Brandbeschleuniger


Einfach unerträglich, für jeden der sich beruflich mit der Hautgesundheit auseinandersetzt sind, wenn man Kundenrezensionen auf Amazon zu Produkten liest, die entweder rein reines Öl sind und keinen Sonnenschutz enthalten oder aber gar die sogenannten Bräunungsbeschleuniger! Da möchte man mit dem Kopf eine Gipswand stupsen!


Lebensmüde Person Nummer 1:

"Das Sonnenöl (ohne LSF) ist sehr ergebig und zubert ein wirklich tolles Ergebnis. Es bringt richtige tiefenbräune aber Achtung! Man sollte es nicht verwenden wenn man nicht vorgebräunt ist da es keinen LFS hat und man sich böse Verbrennungen zuziehen kann!"


Selbstmordkandidat auf Raten Nummer 2:

Bräunungsbeschleuniger: "Benutze es gerne zum braeunen auf der Terasse, riecht sehr gut und wirkt schnell ein. Da ich ein sehr heller Typ bin dauert es lang bis ich etwas merke aber mit der Creme geht es so schnell dass ich gucken muss, dass ich keinen Sonnenbrand kriege einfach klasse."


Wie funktionieren Bräunungsbeschleuniger?


In der Regel werden hier den Sonnencremes (Merke die haben meistens  0 LSF oder  SPF, weil ein  Lichtschutzfaktor ja praktisch das Gegenmittel, das Antitdot eines "Brandbeschleunigers" wäre) Inhaltsstoffe zugefügt, die eine "phototoxische" Wirkung haben, wie Bergamottenöl oder ein anderes Öl einer Zitrusfruchtschale.  Von Sonnenölen, die beim Sonnenbaden die Bräunung beschleunigen, rät Axel Hauschild ab, so im Focus Magazin, Artikel: "Die ehrliche Haut - Sonnenschutz: 15 brennende Fragen"



Hersteller setzen auf phototoxische Wirkung


Die Haut wird empfindlicher gemacht, statt sie zu schützen. Oder man verwendet Kokos oder Karottenöl, dieses wirkt wie ein Vergrößerungsglas und lässt Sonne mit einer höheren Intensität, praktisch "fokussiert" auf die Haut auftreffen. Oder man verwendet Öl von der Muskatnuss, welche die Hautdurchblutung anregt.  


Oder es ist reichlich Retinyl Palmitate / Retinol / Vitamin A enthalten, welches ebenfalls die Lichtempfindlichkeit der Haut hinaufsetzt. Deshalb haben verschiedene Hersteller diesen Wirkstoff nur in ihren Nachtcremes aber nicht in einer Tages- oder 24 Stundencreme, weil sie um die Nebenwirkung: "Lichtempfindlichkeitserhöhung der Haut" wissen.


Retinol macht lichtempfindlich und fördert Osteoporose


Zudem birgt zuviel Vitamin A, wie es zwangsläufig in einem Produkt enthalten ist, das auf dem ganzen Körper angewandt wird und nicht nur auf einer relativ kleinen Fläche im Gesicht (wie in einer Nachtcreme) ein weiteres Risiko.  Dazu hat auch das Bfr, das Bundesinstitut für  Risikobewertung eine akutalisierte Stellungnahme bezogen: Vitamin A: Aufnahme sollte über kosmetische Mitteln begrenzt werden.  "Das BfR empfiehlt, die Konzentration von Vitamin A in kosmetischen Mitteln für Gesichts- und Handpflege zu beschränken. In Lippen- und Körperpflegeprodukten sollte Vitamin A da- gegen nicht verwendet werden."


Zumal nachgewiesen ist, dass topisch (auf der Haut) angewandtes Retinol die Haut durchdringt und auch später bei Probanten im Urin nachweisbar ist): Es gibt wissenschaftliche Studien, die darauf schließen lassen, dass Retinol in Übermaßen dosiert, eine Osteoporose fördern kann:  "However, too much vitamin A has been linked to bone loss and an increase in the risk of hip fracture. Scientists believe that excessive amounts of vitamin A trigger an increase in osteoclasts, the cells that break down bone. They also believe that too much vitamin A may interfere with vitamin D, which plays an important role in preserving bone."


Zu letzterem siehe auch eine Studie, bereits aus dem Jahr 2001: Vitamin A Antagonizes Calcium Response to Vitamin D in Man (PDF)


Es gibt keine gesunde Sonnenbräune!


Dann gibt es den Hersteller, dem wir eigentlich die Messgröße LSF "Lichtschutzfaktor" zu verdanken haben und bei dem sich die Marketingabteilung gedacht hat, jetzt erzählen wir den Leuten, dass wir ein Mittelchen gefunden haben, bei dem man sowohl mit Lichtschutzfaktor 30 gut geschützt ist und trotzdem einen Bräunungsverstärker / Bräunungsbeschleuniger drin haben, so daß man - so die Aussage - gesund braun werden kann. Und zwar richtig braun, dunkelbraun, tiefbraun, braun, braun, braun und auch noch ruckzuck... wenn man will, denn sonst würde es ja jede andere Sonnencreme mit gleichem Lichtschutzfaktor genauso tun





Bräunungsbeschleuniger in der Kosmetik, ein gefährlicher Unsinn