Floris Chypress ist ein Duft. Punkt. Aber wehe dem, der heutzutage noch glaubt, Parfum müsse ein Etikett tragen wie „für Sie“ oder „für Ihn“ – als wären wir alle Schaufensterpuppen in den 50ern. Nein, meine Damen, Herren und alle Dazwischen und Darüberhinaus: Dieser Duft ist ein subtiles Manifest gegen die olfaktorische Kleiderordnung, mit einem Augenzwinkern serviert, wie es nur eine Marke mit britischer Geschichte kann.

Unisex oder Damenduft? Floris Chypress zwischen Etikett und Identität

Natürlich, Floris selbst beschreibt Chypress auf der eigenen Webseite als „kraftvolle Weiblichkeit“. Wie höflich von ihnen. Aber auch ein bisschen altmodisch. Denn während man sich diese blumige Beschreibung durchliest, stolpert man auf Fragrantica über die nüchterne Kategorisierung: „Unisex“. Aha! Willkommen im Zeitalter der verwirrten Duftzuordnungen. Hier ist nichts, wie es scheint – und das ist großartig.

Kopf-, Herz- und Basisnoten: Chypress spielt die britische Klaviatur

Chypress ist wie ein Dandy, der mit dem Spazierstock wippt, während er einem mit süffisanter Miene erklärt, dass er natürlich einen Seidenkrawattenschal trage, weil das „der Luftfeuchtigkeit geschuldet sei“. Die Kopfnote? Bergamotte, Neroli und grünes Feigenblatt – frisch, distinguiert und ein wenig überheblich, wie ein smarter Oxford-Absolvent beim ersten Date. Im Herzen dann ein florales Crescendo aus Jasmin, Rose und Osmanthus, das sich auf der Haut entwickelt wie eine flüchtige Erinnerung an ein Picknick im Hyde Park, begleitet von zu vielen Champagnerkorken. Die Basis bildet Amber, Zedernholz und Moschus – weich, aber nicht schwach, elegant, aber nie aufdringlich. Wie ein Gentleman, der weiß, dass wahre Stärke auch mal schweigt.

Zwischen No. 89 und Genderneutralität: Was Männer von Chypress lernen können

Natürlich ist Chypress nicht so eindeutig maskulin wie der legendäre Floris No. 89 – der Lieblingsduft von James Bond, bevor er Martini trank und sich in Explosionen warf. Aber vergessen wir nicht: Frauen erlauben sich schon lange, No. 89 zu tragen. Warum also sollte ein Mann nicht Chypress tragen dürfen, wenn ihm danach ist?

Geschlecht ist flüchtig – Stil bleibt: Chypress als olfaktorisches Statement

Die Definition von Geschlechtern, meine Lieben, ist in etwa so stabil wie ein Regenschirm in einem Londoner Herbststurm. Was gestern „nur für Damen“ war, ist heute eine Selbstverständlichkeit in Herrengarderoben. Unsere Großeltern würden wahrscheinlich erschrocken die Zeitung sinken lassen, sähen sie, wie selbstverständlich wir – zumindest in den kultivierten Kreisen – mit den Rollen von Mann und Frau, Mann und Mann, Frau und Frau jonglieren. Sogar in den USA, diesem Bastion der Baseball-Mützen, wird heute für DEI gekämpft, quer durch soziale Schichten und Netflix-Algorithmen.

Geschichte kann verblüffen. Und manchmal auch betören – mit einem Duft wie Chypress, der sich jeder Schublade verweigert. Er ist selbstbewusst, nuanciert und ein wenig ironisch. Ein Duft für Menschen mit Haltung – nicht für Geschlechter mit Etikett.

Ein Hauch Beau Brummell: Was der Ur-Dandy zu Chypress gesagt hätte

Also, liebe Herren: Wenn Sie sich trauen, florale Herznote mit Zedernbasis zu tragen – tun Sie’s. Beau Brummell hätte es getan. Und hätte sich dabei wahrscheinlich über alle gelabelten Flakons halb totgelacht. Stil war noch nie eine Frage der Kategorie. Sondern der Haltung. Und ein bisschen Mut zur Exzentrik.