LOHASHOTELS

Eine wissenschaftliche Untersuchung in der Renaissance und am Beispiel

der Medici


Vor 40 Jahren warnte bereits eine Bericht des Club of Rome vor den Grenzen des Wachstums. In diesem Bericht ging es  um die Endlichkeit der Ressourcen und eine ausgebeutete  Welt, die wir unseren Erben hinterlassen.


Aufgabe: Wohlstand ohne Wachstum


Bis heute konnte die Aufgabe, "Wohlstand ohne Wachstum" zu erzielen, nicht gelöst werden.  Menschen ändern sich so wie ihre Ansprüche, wo Märkte gesättigt schienen, da entstehen neue Märkte. Ganze Gesellschaften und Zivilisationen unterliegen diesem Wandel.


Ein Produkt oder eine Dienstleistung haben nur solange eine Chance auf dem Markt, wie der Kunde bereit ist,  dafür auch zu zahlen. Die meisten Produkte haben nur einen begrenzten Lebenszyklus, wenn diese auch unterschiedlich lange oder unterschiedlich intensiv auf dem Markt einwirken können. Bildlich sehr einprägsam postuliert, das Boston Consulting Group Portfolio. Während die Stars, die Cashcows eine ganze Zeit lang zum positiven Ergebnis eines Unternehmens beitragen können, die Poor Dogs in unserer Betrachtung unwichtig sind, sind es die Question Marks, bzw. der Entwicklungsprozess bis eben zu deren Marktreife, die uns hier interessieren.


Notwendige Innovationsfähigkeit eines Unternehmens


Wie entstehen neue Produkte oder neue Dienstleistungen? Durch: Erfindungen, Intersektion und Innovation. Die Innovationsfähigkeit von KMU (kleinen und mittelständigen Unternehmen) ist laut einer Studie des IFM Bonn „Innovationstätigkeit im Mittelstand“ geringer, als die von Großunternehmen. Geht hier mehr?


Ein Grund dafür, dass KMU weniger Innovationen betreiben könnte darin begründet liegen, dass ein hohes Investitionsvolumen aufgebracht werden muss, um von einer Idee oder einem ersten Entwurf bis zur Produktreife zu gelangen. Ein anderer Grund, dass sich KMU stärker mit der Reproduktion (also dem Einkauf von Verfahrensweisen, Patenten, etc.) statt der Innovation und vorangehender Inspiration befassen. "Treibende Kräfte" werden vom Tagesgeschäft vereinnahmt. Wenig Zeit und Manpower für kreative Ideen, Inspirationen, Visionen.


Märkte im Wettbewerb


"Nicht die stärksten oder die intelligentesten Spezies werden überleben, sondern diejenigen, die sich am schnellsten anpassen -  an Umgebung und Situation“. Innovation bringt Vorsprung und kann marktentscheidend sein, insbesondere in einer Zeit, in der das Rad sich durch den globalen Wettbewerb befeuert, stetig schneller dreht. Märkte bestehen nicht nur aus Kunden, sondern auch aus Mitbewerbern. Derjenige gewinnt, dessen Produkt vom Interessenten goutiert und honoriert werden  und den vermeintlich größten Nutzen, gegenüber dem Konkurrenten bringt. Doch nichts währt ewig.



Wen die Götter ruinieren wollen, ...


dem schenken sie erst einige Jahre Erfolg. Oft werden Vertrieb und Marketing als die Hauptakteure der betrieblichen Wertschöpfung angesehen. Vergessen wird,  dass nicht nur in der Entstehungszeit eines Unternehmens, Vision, Idee, Entwurf und Design zu den elementarsten Dingen, eines Unternehmens gehören. Die Kreativität ist in dieser Zeit am größten.  Bezeichnend, dass genau diese Vorgänge im Verlauf und Lebenszyklus, von so manchem Unternehmen in den Hintergrund treten und der fühlbare Pulsschlag  eines Unternehmens nicht mehr durch die Kreativität, die zu Anfang eines Unternehmens den Erfolg begründet hat, sondern durch das direkte Agieren am Markt durch Marketing und Vertrieb verursacht wird.  


Der Ideennachschub wird schlichtweg vergessen oder es werden, weil bestimmte Stimulanzien fehlen, Produkte hergestellt, die auf dem Markt nicht hypen, keinen ausreichenden Kundenbeifall erhalten, und bei denen dann Marketing und Vertrieb sich abmühen muss, um überhaupt einen Marktanteil zu sichern.


Betriebsblindheit mindert den Erfolg


Zu beobachten ist auch, dass viel Energie in interne Prozessen und  ins Tagesgeschäft,  investiert wird. Der Blick für das Wesentliche, der Blick nach außen und von außen nach Innen, der in der Anfangsphase eines Unternehmens noch stark präsent war, geht verloren. Diesen Vicious Circle gilt es zu durchbrechen.


Ein probates Mittel kann die Kunst sein


Kunst und Wirtschaft haben vieles gemeinsam, wie Kreativität, Visionen, Ideen und Entwürfe. Das Beschäftigen mit der Kunst hat die Möglichkeit, ein Unternehmen neu aufzuladen und zum gleichen Energielevel zurückzubringen, wie zu Beginn eines Unternehmens. Denn in dieser Zeit, dem Start-Up, war der größte persönliche Einsatz zu erbringen.  



Das Buch: Die Wechselwirkung zwischen unternehmerischer Innovation und Kunst von Dr. Jeannette zu Fürstenberg.


Dass der Weg zu einem am Markt erfolgreichen Unternehmen auch ganz anders, und vielleicht sogar spannender verlaufen kann, das zeigt Jeannette zu Fürstenberg in Ihrer Dissertation: Die Wechselwirkung zwischen Unternehmerischer Innovation und Kunst • Eine wissenschaftliche Untersuchung in der Renaissance und am Beispiel der Medici“


Die Renaissance - Im 15. und 16. Jahrhundert, zwischen Gotik und Barock, in der Wirtschaft und in der Kunst, zu jener Zeit wurden Werte geschaffen, die bis in die heutige Zeit nachwirken.  Einen nicht unerheblichen Teil an dieser Entwicklung hatten insbesondere drei Mitglieder der  Familie der Medici:  Giovanni di Bicci ( 1360 - 1464), sein Sohn, Cosimo il Vecchio (der Alte, 1389 - 1464) und dessen Enkel Lorenzo il Magnifico (1449 - 1492).  Giovanni di Bicci de Medici war römischer Bänker der nach Florenz umsiedelte und die Banco Medici gründete.


Sein Sohn Cosimo il Vecchio führte nicht nur die Bankgeschäfte seines Vaters weiter, die eine gute Basis für seine Aktivitäten und seinen Reichtum  darstellte. Florenz war zu jener Zeit ein Zentrum für die Tuchproduktion und ein Umschlagplatz für Luxusgüter. Cosimo di Medici stieg in diese Branchen, Stoffproduktion und Handel ein, sein Bankierswissen half ihm dabei zu einem bedeutenden Exporteure der damaligen Zeit zu werden.


Intersektion


Der Wechsel als Zahlungsmittel gewann durch die Medici an Bedeutung. Bankfilialen in ganz Europa erleichterten den Zahlungsverkehr. Das Vermögen der Medici wuchs überproportional an, da Cosimo die Zeichen der Zeit ständig richtig deutete. Weiterer Erfolgsfaktor: Teilweise grundverschiedene Bereiche und Geschäftsfelder wusste er zu kombinieren, von Frans Johansson als "Intersektion" bezeichnet. Eine Fähigkeit übrigens, die auch Steve Jobs, zu eigen war und Basis für "seine - ganz persönliche - Renaissance (Wiedergeburt)  bei Apple".


Der Medici Effekt


Dieser Reichtum ermöglichte es auch Cosimo di Vecchio sich politisch zu engagieren und als Mäzen für die (insbesondere bildende und philosophische) Kunst einzusetzen. Jeannette zu Fürstenberg verweist auf den Begriff der „sozialen Durchlässigkeit.“ Im Umgang mit Künstlern gab es kein „Klassendenken, Dialog mit den Künstlern auf gegenseitiger Augenhöhe:“


Cosimo war zu eigen, dass er konstruktiv kritischen Äußerungen in Gesprächen mit Künstlern akzeptierte. Cosimo il Vecchio war weder Intellektueller noch konnte er  durch seine Disposition   von Grund auf als Kunstbeflissener bezeichnet werden. Sein Interesse an kulturellen Themen, seine vielen Zusammentreffen mit Künstlern, sein "Arbeiten"  als Auftraggeber von Kunstobjekten inspirierten ihn.


Er ließ sich sprichwörtlich von den bildenden Künsten (und sicher auch von den Philosophen, mit denen er Umgang hatte) inspirieren. Die Flexibilität und  die Kreativität der Künstlerszene hatte direkten Einfluss auf seine unternehmerischen Aktivitäten, begründeten seine unternehmerische Innovation. Ein Phänomen, ein Konzept das sich auch auch heute umsetzen lässt und es in der Wirtschaft hier und da auch schon tut: Der Medici-Effekt.


Die Wesensverwandtschaft der Medici und moderner Unternehmer


Joseph Schumpeter, ein österreichischer Nationalökonom und Politiker, sah als Aufgabe eines Unternehmers bisher Erreichtes auf seine Zukunftsfähigkeit in Frage zu stellen. Was am besten gelingt, wenn man sich von der Tätigkeit der Arbeit entfernt, um so neue Ansätze  zu verfolgen:


Erst durch den Unternehmer (in unserem Sprachgebrauch Entrepreneur), „der unaufhörlich die Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert, unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft, kann dies gelingen.“ Eine Parallele zum künstlerisch schaffenden Prozess ist hier unverkennbar.


Um neue Ziele zu erreichen, müssen vorhandene Denkstrukturen aufgebrochen werden, damit - laut Schumpeter - der Unternehmer (Entrepreneur)  stets im dynamischen Zustand verbleibt. Einen  innovativer Unternehmer zeichnet die  Fähigkeit zur Neukombination bestehender Faktoren aus, oft ausgehend davon, dass er Chancen im Ungleichgewicht der Märkte erkennt.

Die Parallelen zum Handeln der Medici wird auch in diesem Zusammenhang von der Gegenwart zur Renaissance visualisiert. Mehr dazu im Buch.


Soziale Durchlässigkeit


Auch in diesem Punkt können die Medici, insbesondere Giovanni di Bicci de Medici, in der Nachfolge auch sein Sohn Cosimo di Vecchio, auch in heutiger Zeit und Situation als Vorbild gelten. Das Buch von Jeannette zu Fürstenberg hat mich dazu inspiriert, zu diesem Thema, der sozialen Durchlässigkeit, einen gesonderten Artikel zu verfassen.



Cultural Entrepreneurship


Unternehmenskultur:  Ein neues Weltbild, zu Zeiten der Medici entstand, dem (Renaissance-) Humanismus durch Petrarca (gerne in diesem Zusammenhang die später erschienene Rede von Picos "Über die Würde des Menschen“).


Der  Begriff der Cultural Entrepreneurship (global eher als das Business definiert,  in dem sich nur Kunstschaffende und Kunstausstellende bewegen), der von der Autorin Dr. Jeannette zu Fürstenberg in der Dissertation, meinem Empfinden nach präziser und enger oder  erweitert, definiert wurde.  


Zitat: "Cultural Entrepreneurs sind alle Unternehmer, gleich welche Branche, die Anregungen aus der Kunst beziehen, diese unternehmerisch anwenden und somit in letzter Konsequenz ebenso wirtschaftlich wie kulturbildend wirken."



Empfehlung


Eine Buchbesprechung kann immer nur der persönlich Ausdruck des Verfassers (der Rezension) sein, eine Reflexion, ein Mischbild aus eigenen Erfahrungen und Erlebnissen und dem Anspruch, welcher der/ die  Autor/in des Werkes, hatte.  


Dr. Jeannette zu Fürstenberg gewährt durch einen fokussierten Blick in die Zeitepoche der Renaissance und insbesondere in das Handeln der Familie Medici in Florenz, dass wirksames Handeln in Unternehmen und insbesondere die Innovationsbereitschaft  durch kulturelle Einflüsse maßgeblich - eben und gerade auch heute noch - vorbildlich - begünstigt wird. Unternehmen, die sich mit Kunst auseinandersetzen, sind zudem eine Bereicherung für das soziokulturelle Umfeld. Indem sich nicht nur das Unternehmen, sondern auch seine Mitarbeiter, seine Kunden, seine Lieferanten, etc. bewegen (Stakeholdervalue). Mut zu neuem Denken schafft.


Dass Unternehmen wertebewusst, kreativ und ökonomisch zugleich sein können und dies sogar eine nachhaltige - auf Dauer erfolgreiche - Strategie sein kann, das haben die Medici zu ihrer Zeit bewiesen. Die Zukunft wird zeigen,  ob dies auch heute noch möglich ist, als Familie oder Unternehmen, neue Kunst- oder Zeitepoche mit zu begründen.



Die Dissertation, das Buch von Jeannette zu Fürstenberg: Die Wechselwirkung zwischen unternehmerischer Innovation und Kunst, kann ich jedem empfehlen, dem Unternehmer, demjenigen der Unternehmen gestaltet, dem Manager, Führungskräften aus allen Branchen.




Nützliche Links auf Youtube:


• Jeannette zu Fürstenberg, Interview Cultural Entrepreneurship , Medici Effekt, Ansätze, Beispiele, Entrepreneurship Campus / Summit 2010


•  Jeannette zu Fürstenberg  "Einstieg zum Medici Effekt"   beim Entrepreneurship Summit in Berlin


• Jeannette zu Fürstenberg im Gespräch mit Pietro Morandi und Prof. Wolf-Dieter Hasenclever  in der Impulsgruppe "Diversity drives Innovation"  / Entrepreneurship Summit


• Jeannette zu Fürstenberg in der Diskussion mit Sebastian Fleiter, Jochen Sandig und Dr. Stephan Reimertz: "Den Medici Effekt nutzen"  beim Entrepreneurship Summit 2012 in Berlin


Weiterführende Links auf dieser Seite:


Mäzenatentum oder Sponsoring - Kunst im Dilemma oder Chance?


Sponsoring im Fußball am Beispiel eines Regionalligisten


Weitere interessante Presseveröffentlichungen, die zumindest das Thema tangieren:


Die 15 innovativsten deutschen Mittelständler   (wiwo.de)


• Jonny Ive: “If you do something and it turns out pretty good, then you should go do something else wonderful, not dwell on it for too long. Just figure out what’s next.” Quelle: theaustralien.com.au


So wurde Fuger zum reichsten Menschen der Geschichte. Der Augsburger  lebte ebenfalls in der Zeit des Umbruchs. In der Renaissance verschoben sich die geistigen Koordinaten Europas.


- Jakob Fugger, hat nichts erfunden und nichts entdeckt. Doch er hat auf neue Weise Bekanntes und Bewährtes, etwa die doppelte Buchführung, kombiniert – und damit eine große Managementleistung vollbracht.


- Eine weitere Zutat in Fuggers Erfolgsrezept war seine Fähigkeit, Netzwerke zu knüpfen.


- Die vorgegebene Ständeordnung des Mittelalters, derzufolge ein Bürger immer Bürger blieb und ein Adeliger immer Adeliger, akzeptierte er einfach nicht. Wenngleich kein intellektueller Mensch, war Fugger ein geistiger Revolutionär, der alles für möglich erklärte. (Quelle : Welt.de)














Dr. Jeannette zu Fürstenberg: Die Wechselwirkung zwischen unternehmerischer Innovation und Kunst

Buch Jeannette zu Fürstenberg: Die Wechselwirkung zwischen unternehmerischer Innovation und Kunst Renaissance Medici