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Mithin ein Grund, warum ich über dieses Buch schreiben wollte, war ein Erlebnis auf einer Familienfeier meines Neffen. Ich ahnte schon dass ich auf einen Freund von ihm treffen würde, einen Internisten und freute mich schon über einen regen Austausch. Allerdings nur bis ich seine fatalistische Einstellung kennenlernte. Eines der Themen welches ich ansprach, war die möglichste lang aufrecht zu erhaltenden Recht auf körperliche Unversehrtheit. In dieses Recht muss ja nur aus ganz gewichtigen gesundheitlichen Gründen eingegriffen werden. Sprich die wohl radikalste ärztliche Intervention, damit meine ich eine Operation.
„Man kann selbst durch einen vernünftigen Lebensstil, der eine gesunde Ernährung einschließt, das vermeintliche genetische Schicksal ein ganzes Stück beeinflussen. Gleichermaßen kann man mit einem ungünstigen, unvernünftigen Lebenswandel dazu beigetragen, eine frühe Fehlprogrammierung zu verfestigen oder gute genetische Anlagen zu verpatzen.“
Es gibt sicher viele Erkrankungen für die der Patient nicht verantwortlich ist, sei es weil die genetische Disposition für eine Erkrankung prozentual recht hoch ist, oder Umweltbedingungen denen man sich unbewusst unterordnen muss. Es gibt aber auch Erkrankungen, die nachweislich nur zu 20 % genetisch verursacht sind, zu 80 % jedoch verhaltensbedingt. Da fällt auf jeden Fall die Schädigung durch rauchen zu, mit der man sich selbst und auch rücksichtsloser Weise andere Unbetroffene schädigt, zu einem Großteil sicher auch das Krankheitsbild des metabolischen Syndroms. Und natürlich zählt dazu auch das hemmungslose sonnenbaden, welches nachweislich Hautkrebs verursacht und zur frühzeitigen Hautalterung führt. In jedem dieser Fälle fällt es schwer eine Verhaltensänderung zu erreichen, oft ein sinnloses Unterfangen.
Buch: Wir müssen reden, Frau Doktor! von Frau Dr. Yael Adler: "Wie Ärzte ticken und was Patienten brauchen"
Diese Rezension, diese Buchbesprechung, ist nicht nur dem neuesten Werk von Frau Dr. Yael Adler gewidmet, deren Bücher ich geradezu verschlungen habe, „Hautnah, alles über unser größtes Organ“ und „Darüber spricht man nicht“, sondern eben auch meinem Zahnarzt (aus in dieser Buchrezension ersichtlichen Gründen).
Ich hatte meinem Zahnarzt das Buch geschenkt, mit dem ich (und er mit mir), ein wunderbares Vertrauensverhältnis in den letzten 9 Monaten aufgebaut hatte, während er mich durch schwierige Zeiten begleitete und betreute. (Wer kann so etwas schon von seinem Zahnarzt behaupten). Und obwohl - gerade er - wohl kaum „einer Lektion“ bedurft hätte, sprach er mich bei meinem letzten Besuch dann auf das Buch an, dass er es sehr interessant fand insbesondere das Kapitel, in dem Markus, Anfang 50, selbst Mediziner und in der Pharmaforschung tätig, ein auf den ersten Blick beneidenswerten Mann mit einer „Bilderbuchfamilie“ vorkam und bei dem ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde und bei dem bei der Diagnose begonnen über den gesamten Krankheitsverlauf soviel schief lief, dass man recht schnell als medizinischer Laie, das Vertrauen in die „Nachkommen Hippokrates und Galen aus Pergamon“ verlieren kann.
Dauerthema: Fehlende Empathie des Arztes
Keine Empathie von Seiten des Arztes, ein höchst technokratischer Umgang mit dem Patienten, der nicht entschuldbar ist und in heutigen Zeiten, in denen zu Recht der Patient eine auf Augenhöhe stattfindende Kommunikation des Arztes zu ihm eine Selbstverständlich sein sollte. Dass die Sache dann für Markus schlussendlich doch noch gut ausging, soviel sei schon mal verraten, dass seine Frau selbst Ärztin war und „nicht locker“ ließ. Hätte er sich auf die Ärzteschar, die in seinen Krankheitsprozess (hier kann man in erster Linie nicht von einem Heilungsprozess sprechen - leider) verlassen müssen und nicht auf seine Frau verlassen können, würde er vermutlich das Gedeihen der Radieschen nicht wie ein Gärtner von oben, sondern höchstwahrscheinlich von unten betrachten.
Sie ist als Dermatologin, die inzwischen auch eine hohe Medienpräsenz in unterschiedlichen Fernsehformaten hat, das Untersuchen, also einer Sache auf den Grund gehen, gewohnt. So auch in diesem Buch. Im ersten Kapitel ergründet Sie die Beziehung zwischen Arzt und Patienten, welche sich in den letzten Jahrzehnten, seit Dieter Borsche „als Herrgott in weiß“ in den 50gern und 60gern als Arzt in herzerwärmenden Filmen seine Rolle spielte, gewandelt hatte - sollte sie zumindest, denkt der naive Patient. Denn das ist (noch immer) nicht immer so. Ketzerisch gesagt: In den seltensten Fällen, wenn diese Ärzte ehrlich sind. Unvermeidlich in dieser Gedankenfolge dann auch ihre Kategorisierung ihrer lieben Kollegen, in: „Der Kittelträger“, der Dino“, der „Spezialist“, der Technikgläubige“, der Hypochonder. Wie geht man mit diesen Arzt Typen als Patient um, wenn man unweigerlich auf diese „Typen“ trifft ?
Der Patient ist auch nicht immer unschuldig
Aber warte - auch die Patienten bekommen ihr Fett weg, denn zum Glücklichsein, so heißt es zumindest, gehören immer mindestens zwei: Da ist der Zwanghafte, der „Ängstliche Typus I und II, der „Hypochonder“ - Im Idealfall und schonungslos mutig - mit viel Glück - findet man hier so einige Gemeinsamkeiten mit einem dieser Typen ohne sich gottseidank stereotypisch ganz und gar zu einem dieser „Gestörten“ einordnen zu müssen.
Ohne jetzt Punkt für Punkt über das Inhaltsverzeichnis zu fabulieren, denn über das Buch „Frau Doktor!“ Wie Ärzte ticken und was Patienten brauchen“ ist nicht nur informativ (und sogar entlarvend), sondern recht unterhaltsam (und manchmal mit beißendem Humor so kennt man Frau Dr. Yael Adler auch aus ihren anderen Büchern), möchte ich nicht zuviel verraten. Ich hoffe ich habe Sie neugierig gemacht.
Verlassen Sie sich nicht auf Ärztebewertungen
Erwähnenswert die Passagen: Verlassen Sie sich nicht auf Ärztebewertungen in den entsprechenden Portalen. Machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen. Und geben Sie wenig auf „Auszeichnungen und Siegel von Ärzten und Arztpraxen“ wie sie von verschiedenen Printmedien gegen „Kasse machen“ vergeben werden.
Das Buch, rundum gelungen, wirklichkeitsnah und informativ und eine Hilfe, wie das Beziehungsverhältnis zu seinem Arzt neu gedacht werden kann. Im besten Falle ein partnerschaftliches Denken, welches sich für beide als sinngebend herausstellt.
Sie gehört zu den Urängsten in jeder Arzt-Patienten Beziehung: die Antwort auf die Frage, ob der Arzt nur nett zu mir ist, weil er Geld mit mir verdient, oder weil er mir ernsthaft helfen will. Wie oft sieht man Fernsehdokumentationen, dass eine Knieoperation oft nicht deshalb durchgeführt wird, weil sie für das Wohl des Patienten notwendig ist, sondern es um die Auslastung „des Operationsbetriebes geht.
Auch heißt es in dem Buch, dass in den Medien immer wieder von der Raffgier der Ärzte- und vor allem der Zahnärzte -Zunft gewarnt. Oder Yael Adler warnt in ihrem Buch vor Ärzten, die Therapien anbieten gegen Erkrankungen, weswegen man den Arzt gar nicht aufgesucht hat. Meine Erfahrungen sind durchwachsen, und die werde ich im Folgenden schildern.