LOHASHOTELS

Sie rudern auf dem stillen See, helfen der Welle ins Meer und wehren Affen ab. Sie tun es gelassen und wo und wann immer sie wollen. Die Rede ist von Menschen, die Qigong oder Taijiquan als ihre Kraftquelle entdeckt haben. Denn in den Übungen mit Namen wie „fliegender Kranich“ steckt mehr, als die langsamen Bewegungen vermuten lassen.


Es ist schwierig, Qigong (auch Qi Gong) und Taijiquan (auch Tai Chi) zu beschreiben: Sind es Bewegungs- und Körpertrainings, Meditation oder sind es Atem-, Konzentrations- und Kampfkunstübungen? Vielmehr sind sie ein Mix von allem. Am treffendsten ist der Begriff Bewegungskunst. Das hat seinen Ursprung in den zahlreichen Einflüssen, die beide Bewegungstrainings im Laufe ihrer Geschichte erlebt haben.


Qigong ist eine alte chinesische Heilkunst und Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und kann auf eine über 4.000 Jahre alte Historie zurückblicken. Zahlreiche Kulturen und Philosophien haben unzählige Techniken und Varianten entstehen lassen. Allerdings waren die Übungen damals nicht unter diesem Namen bekannt. Erst der chinesische Arzt Dr. Liu Guizhen führte vor rund 60 Jahren den Begriff Qigong ein. Wörtlich übersetzt heißt er „ull ãArbeit mit der Lebensenergie“. Qigong ist keine Kampfkunst, sondern dient ausschließlich der Gesunderhaltung.


Taijiquan wurde im Kaiserreich China als innere Kampfkunst entwickelt: Anders als beispielsweise beim Karate geht es nicht darum, die eigene Kraft nach außen zu bringen, sondern die inneren Energien zu stärken. Um die Wurzeln dieser Bewegungskunst ranken sich zahlreiche Legenden. In seiner heutigen Form wurde Taijiquan erst im 19. Jahrhundert der Öffentlichkeit preisgegeben. Zuvor wurden die Übungen traditionell in China innerhalb von Familien oder an ausgewählte Schüler weitergegeben. Davon zeugen heute noch Bezeichnungen wie Chen-, Yang- oder Sun-Stil. Heute vereint Taijiquan Gesundheitsübung, Meditation und Kampfkunst in einem.


Tai Chi und Qi Gong  - Wege zur inneren Gelassenheit


Qigong und Taijiquan recht komfortable Möglichkeiten, sich regelmäßig zu bewegen: Es bedarf weder spezieller Kleidung, viel Platz noch spezieller Vorkenntnisse oder körperlicher Voraussetzungen. Und verausgaben muss sich auch niemand. Für den Einstieg ist ein Kurs empfehlenswert, wie er beispielsweise von Vereinen, Volkshochschulen, Instituten, Krankenkassen und privaten Lehrern angeboten wird. Denn auch wenn die Übungen zunächst wie einfache Gymnastik aussehen, sind sie doch sehr komplexer: Sie sind erst richtig ausgeführt, wenn in ihnen die „drei goldenen Schlüssel“ Bewegung, Atmung und Vorstellung vereint werden. „Wesentlich ist, dass alle Aspekte gleichberechtigt sind“, erläutert Qigong-und Taijiquan-Lehrerin Annette Deinzer.


Die Übungen von Qigong und Taijiquan haben den gleichen Ursprung und beinhalten dieselben Prinzipien. Jedes Training beginnt mit der Grundhaltung. Es folgen die bisher bekannten Übungen. Im Qigong sind sie zusammengefasst in Übungsreihen wie z. B. „Acht Brokate“ oder „18 Harmonieübungen“. Visualisierungen wie „die fliegende Taube breitet ihre Flügel aus“ oder „mit einer Hand die Sonne heben“ erleichtern es den Teilnehmern, die Bewegungsabläufe zu verstehen. Handauflegen oder Massagetechniken helfen dabei, sich auf bestimmte Körperregionen zu konzentrieren und bewusst zu entspannen. Qigong wird liegend, sitzend, stehend oder nahezu bewegungslos ausgeführt. Ideal ist die Ausführung im Stehen, weil so der Körper am besten atmet und den größten Bewegungsspielraum hat.


Während Qigong-Übungen relativ leicht zu lernen sind, erfordert Taijiquan etwas mehr Übung, Konzentration und Geduld. Denn hier werden ineinander fließende Bewegungsabläufe gelernt, die so genannten Formen. Bekannte Formen sind z. B. die Peking-Form, die Kurz- oder Langform der verschiedenen Stilrichtungen. An der Körperhaltung des Taijiquan ist noch deutlich dessen Ursprung in der Kampfkunst erkennbar: Die Körpermitte, das Zentrum, wird geschützt, die Füße stehen hüftbreit für einen stabilen Stand.


Langsame Bewegungen – große Schritte für die Gesundheit


In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) spielen Bewegungsübungen eine große Rolle. Nach der chinesischen Vorstellung stören beispielsweise eine ungünstige Lebensweise, innere und äußere krankmachende Faktoren den Fluss der Lebensenergie – es strömt zu wenig Qi und es können Blockaden entstehen, die z. ull _B. Verspannungen und Schmerz entstehen lassen. Qigong und Taijiquan bewirken, dass die Meridiane durchlässig für das Qi sind und die Energie quasi wieder „in den richtigen Bahnen“ läuft. „Doch auch derjenige, der nichts von Meridianen, Qi und TCM weiß oder daran glaubt, spürt die positiven physischen und psychischen Effekte des Trainings“, weiß Annette Deinzer.


Traditionell werden die Übungen eingesetzt, um Körper und Geist gesund zu halten. Zudem ergänzen sie die Aktivierung der Selbstheilungskräfte bei der Behandlung von Krankheiten. Studien zufolge sollen Qigong- bzw. Taijiquan-Übungen den Blutdruck senken, die Immunabwehr stärken und psychische Probleme wie Nervosität oder Stress lindern. Zudem sollen sie die Selbstheilung bei chronischen Krankheiten wie Asthma, Arthritis, Rücken- und Kopfschmerzen und Herz-Kreislaufstörungen unterstützen. Wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden, übernehmen sogar die Krankenkassen die Kurskosten.


Warum das funktioniert, lässt sich am besten mit einem Bild erklären: Bewegungen, Atemtechniken und Meditationsübungen sind wie Zahnräder, die ineinandergreifen. Jede Form von Bewegung stärkt die Muskeln, verbessert Beweglichkeit, Kraft, Körperhaltung und -kontrolle. Blockaden und Verspannungen werden so gelöst. Das langsame Ausführen bei Qigong und Taijiquan hilft dabei, die Reaktion des Körpers deutlich wahrzunehmen und sich dadurch bewusster zu bewegen. Und weil genau auf Haltung, Bewegungsausführung und Wahrnehmung geachtet wird, schult das die Konzentrationsfähigkeit gleich mit. Aufgrund dieser Kombination ist Taijiquan auch nachweisbar wirksam zur Prävention von Stürzen älterer Menschen.


Tai Chi und Qi Gong: Lebenslange Begleiter auf dem Weg zur Gesundheit


„Qigong und Taijiquan sind für jeden geeignet, der sich dazu hingezogen und angesprochen fühlt“, sagt Annette Deinzer. Es geht nicht um Leistung oder Power, sondern um Vitalität, seelische und körperliche Ausgeglichenheit. Wer sich allerdings beim Sport lieber auspowert und sich nur wohlfühlt, wenn der Schweiß in Strömen läuft, dem werden die langsamen Bewegungen womöglich zu langweilig sein. Auch wer sich albern dabei vorkommt, etwa einen imaginären Ball in die Höhe zu werfen, wird sich wahrscheinlich fehl am Platze vorkommen.


Aber sonst gibt es keinerlei Einschränkungen. Jeder kann unabhängig von Alter, Geschlecht und körperlichem Zustand die Übungen durchführen. Da die Bewegungen sehr ruhig und achtsam durchgeführt werden, geht die Gefahr, sich zu überanstrengen oder zu verletzen, gegen Null. Deshalb sind Qigong und Taijiquan auch für Menschen mit bestehenden Beschwerden geeignet.


Qigong und Taijiquan lassen sich überall ausführen. „Es gibt keine Empfehlungen, wie oft man üben sollte. Manch einem genügt als Auszeit der wöchentliche Kurs, während andere tägliche Übungen zu einem Ritual gemacht haben“, erzählt Annette Deinzer. Ob im Freien, bei einem Morgenspaziergang oder in der Mittagspause – wichtiger als Ort, Zeit und Dauer ist es, dass das Üben harmonisch ist und als angenehm empfunden wird. Denn das Grundprinzip besteht darin, sich ohne Eile und Druck langsam zu bewegen. Nur in der Ruhe liegt die Kraft – wer dieses Prinzip verinnerlicht hat, wird in Qigong oder Taijiquan den Schlüssel zur eigenen Gesundheit finden und sie als persönliche Kraftquellen entdecken.




ZITAT


Schon im alten China empfahlen Ärzte körperliche Übungen. Die Effekte von Bewegung auf die Gesundheit werden höher bewertet als in der westlichen Medizin.


ZITAT


„Achte auf deine Gedanken – sie sind der Anfang deiner Taten.“  

Chinesisches Sprichwort



Taijiquan & Qigong Netzwerk Deutschland e. V.

Im Taijiquan und Qigong Netzwerk Deutschland e.V. haben sich Taijiquan- und Qigong-Lehrer aus ganz Deutschland zusammengeschlossen. Ziel des Netzwerkes ist es, die Vielfalt und Verbreitung des Taijiquan und Qigong als gesundheitsfördernden und persönlichkeitsbildenden Weg zu fördern. Es vermittelt Taijiquan- und Qigong-LehrerInnen, hat Qualitätsrichtlinien für Kursanbieter erarbeitet und zertifiziert stilübergreifend Kursleiter, Lehrer und Ausbilder. Weitere Informationen







Autor: Claudia Kring


Tai Chi und Qi Gong - In Harmonie mit Körper und Geist