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Kinesiologie - Fragende Berührung

Das bekannteste Element der Kinesiologie ist wohl der Indikator-Muskeltest, der anzeigt, was dem Körper gut tut und was nicht. Doch ist die „Lehre von der Bewegung“ weitaus komplexer. Sie lässt sich nicht nur einsetzen, um Ursachen von Beschwerden aufzuspüren, sondern auch als Weg zur Selbstfindung und zur Steigerung persönlicher Fähigkeiten.


Der Begriff Kinesiologie kombiniert die altgriechischen Wörter kinesis (Bewegung) und Logos (Studium, Lehre) und bedeutet Lehre von der Bewegung. Zu unterscheiden sind das wissenschaftliche Studium der menschlichen Bewegung (englisch: kinesiology) und die angewandte Kinesiologie (applied kinesiology), einer Methode, die vom Chiropraktiker George J. Goodheart entwickelt wurde. Bekannt und dem Laien zugänglich wurde die Methode als Hilfe zur Selbsthilfe durch den Goodheart-Schüler John F. Thie, der 1973 in seinem Buch „Gesund durch Berühren“ sein Konzept „Touch for Health“ vorstellte. Es verbindet Teile der medizinisch-psychologischen Stress-Theorie und Erkenntnisse aus der Chiropraxis mit Elementen der Traditionellen Chinesischen Medizin.


So gibt es in der Kinesiologie ebenfalls die Vorstellung einer Energie, die den Körper durchfließt. Krankheit entsteht oder wird gefördert, wenn dieser Energiefluss gestört und dadurch im Ungleichgewicht ist. Dieser Stress kann körperlicher Art (Verspannungen, Allergien) oder umweltbedingt (Lärm, Elektrosmog) sein oder emotionale Ursachen (Ärger im Job) haben. Grundgedanke ist, dass sich den Meridianen nicht nur Organe, sondern auch 42 Muskeln zuordnen lassen und sich somit Störungen über einen Muskeltest finden lassen. „Das vegetative Nervensystem ist der Autopilot, der Körper mit den Organen ist das Auto. Steuert der Pilot falsch – bedingt durch Stress –, dann tauchen Beschwerden auf, auch wenn der Körper und die Organe eigentlich gesund sind. Ziel der Kinesiologen ist es, herauszufinden, wo die Defizite sind, um den Autopiloten wieder richtig einzustellen“ull Ò, erklärt Ingeborg L. Weber, erste Vorsitzende des Europäischen Verbandes für Kinesiologie.


Ansprechen von Körper und Geist


Zu Beginn einer Sitzung verschaffen sich Kinesiologen im Gespräch ein Gesamtbild vom Klienten oder von dem Problem. Sie fragen nach der Biografie, besonderen Ereignissen wie Arbeitslosigkeit, Unfälle, nach körperlichen Beschwerden und emotionalen Konflikten. Praktizierende wie Ingeborg L. Weber, die über medizinische Kenntnisse verfügen, lassen sich auch ärztliche Befunde mitbringen. „Gute Kinesiologen besitzen die Fähigkeit, genau hinzuhören und entwickeln bereits im Gespräch ein Gespür für psychosomatische Beschwerden, die ihre Ursache in der Biografie der Klienten haben. Oftmals ist den Patienten der Zusammenhang nicht einmal bewusst“, erklärt Ingeborg L. Weber.


„Ich gehe dann zu diesen Lebensabschnitten zurück und schaue, ob da noch unverarbeitete Belastungen sind. Erst dann weiß ich, ob und, wenn ja, wie ihnen die Kinesiologie helfen kann.“ Ingeborg L. Weber nennt ein Beispiel. „Eine Zahnärztin schickte einen Patienten zu mir, der seit drei Jahren zum wiederholten Male ein Gebiss angepasst haben wollte. Im Gespräch stellte sich heraus, dass seine Beschwerden begannen, als er während einer schweren Krankheit feststellte, dass sein Sohn sein Geschäft nicht weiterführen wollte. ‚Ich habe mir an dem Problem die Zähne ausgebissen.' Es war klar: Solange das Problem der Nachfolge ungeklärt ist, werden auch seine Beschwerden bestehen bleiben.“


Anschließend wird der Dialog mit dem Körper fortgesetzt. Dazu liegt der Klient in bequemer Kleidung auf der Behandlungsliege. Nach einigen Vorbereitungen und Vortests wird geklärt, wie der Indikator-Muskel auf äußere Reize reagiert. Der Indikator-Muskeltest ist das Herzstück der Kinesiologie. Mit dessen Hilfe sucht der Kinesiologe nach energieraubendem Stress, der beispielsweise durch unverträgliche Nahrungsmittel, allergieauslösende Substanzen oder auch belastende Gefühle und Vorstellungen sowie körperliche Fehlhaltungen und eingeschränkte Funktionsfähigkeit der Sinnesorgane verursacht wird. Im Anschluss entscheidet er, welches der vielfältigen Konzepte bzw. welche Kombination am besten zum Klienten passt.


Der Indikator-Muskeltest – Sprachrohr des Körpers


Für die Ausgangsstellung streckt der Klient den dominanten Arm auf Schulterhöhe rechtwinklig zum Körper nach vorn und senkt ihn ein wenig nach unten. Der Kinesiologe drückt oberhalb des Handgelenks mit langsam zunehmender Kraft nach unten. Nun wird der Klient aufgefordert, locker dem Druck zu widerstehen. Gleichzeitig wird er mit der zu testenden Substanz (Nahrungsmittel, Organpräparate, Medikamente etc.), die auf einen bestimmten Punkt des Hauptmeridians gelegt wird, konfrontiert. Wenn der Muskel ohne besondere Anstrengung genügend Gegendruck erzeugt, befindet sich der Meridian in einem energetischen Gleichgewicht. Bewertet das energetische System den Reiz etwa durch die Substanz als negativ, so erzeugt das eine Stressreaktion, die sich unbewusst auf den Tonus (Spannung) des Muskels überträgt.


Dann gibt der Muskel nach. In keinem Fall ersetzt dies eine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung. „Wichtig ist, immer die Anbindung an den Arzt zu haben. Patienten sollen grundsätzlich in Behandlung bleiben, zur Kontrolle gehen und nicht eigenwillig verschriebene Medikamente absetzen“, betont Ingeborg L. Weber. „Wenn ich zum Beispiel aufgrund der Symptome und Reaktionen mit der Testampulle Borreliose beim Indikator-Muskeltest den Verdacht auf Borreliose habe, dann schicke ich den Klienten zur Abklärung zum Arzt und arbeite parallel mit Kinesiologie.“


Berührungen von Körper und Geist


Oftmals wirkt sich schon allein die Zuwendung des Praktizierenden, seine Berührungen im eigentlichen und übertragenen Sinne, positiv auf das Wohlbefinden aus. „Wenn das schon hilft, warum denn nicht? Das Persönliche, die vertrauensvolle Beziehung zwischen Anwender und Klient, wollen wir nicht ausblenden“, meint Ingeborg L. Weber. Allerdings ist der Erfolg einer Methode stark abhängig von der Persönlichkeit der Person selbst. So zeigte eine Studie der Universität Heidelberg (Institut für Gerontologie), bei der erfolgreich Kinesiologie eingesetzt wurde, dass offene, neugierige Menschen einen größeren Erfolg haben als zurückgezogene, introvertierte Menschen. Dazu bedarf es viel Erfahrung und Intuition.


„Von außerordentlicher Wichtigkeit ist es, eine umfassende Ausbildung theoretisch wie praktisch zu durchlaufen. Dazu gehört auch, die persönliche Kompetenz zu entwickeln“, hebt Ingeborg L. Weber hervor. Deshalb setzt sich der Europäische Verband für Kinesiologie für eine umfassende Aus- und Weiterbildung und einheitliche Standards ein. Neu ist das Studium Bachelor of Science (B.Sc.) Komplementäre Methoden mit der Vertiefungsrichtung Kinesiologie. Beteiligt sind auch die Methoden Atemtherapie, Klang-Resonanz-Methode und Shiatsu/Shiatsu-Pädiatrie.


Impulse für mehr Achtsamkeit und Eigenverantwortung


Kinesiologie kann für Menschen jeden Alters ein Weg sein, die Selbstheilungskräfte aufzuspüren und zu stärken – wenn sie bereit sind, sich darauf einzulassen und aktiv mitzuarbeiten. „Niemand kann gegen seinen Willen behandelt werden“, weiß Ingeborg L. Weber aus Erfahrung. Der Indikator-Muskeltest als Bio-Feedback kann zwar Antworten geben und Hinweise liefern, ersetzt aber nicht das Denken und nimmt den Klienten keine Entscheidungen ab. Kinesiologie kann vielmehr einen Impuls geben, das „innere Fenster der Bereitschaft“ zu öffnen, mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.


Kinesiologie-Konzepte


Körperintegrierte Kinesiologie: Touch für Health – Gesund durch Berühren


Der Klient liegt bekleidet auf einer Behandlungsliege. Es werden 42 Muskeln berührt und auf funktionelle Schwächen hin getestet. Durch leichtes Berühren und Massieren von Reflexpunkten sowie Streichen der Meridiane werden Blockaden gelöst, um den Energiefluss wieder in Gang zu bringen. In dieser Balance kann der Körper seine Selbstheilungskräfte wieder aktivieren und Stress reduzieren.


Pädagogische Kinesiologie – Brain Gym


Nach dem Leitsatz „Bewegung ist das Tor zum Lernen“ unterstützen spezielle Gymnastikübungen das Lernen und Denken.


Stressbedingte Blockaden im Gehirn werden abgebaut, um den Kopf wieder freizubekommen. Brain Gym-Übungen lassen sich von Kindern und Erwachsenen zu Hause, in der Schule oder im Job einfach anwenden.


Emotionale Kinesiologie – 3D Integration


Ziel ist es, emotionale Blockaden und eingefahrene Verhaltensmuster aufzulösen, die zum Beispiel durch unverarbeitete Ereignisse und Gefühle in der Vergangenheit liegen und neue Wege und Perspektiven aufzuzeigen. Dabei werden Finger-Modi zum Sondieren eingesetzt.


Muskelkommunikation Hyperton-X


Bei diesem Konzept wird mit Menschen gearbeitet, die körperlich und emotional „auf Hochtouren laufen“, z. B. Sportler, Stresspatienten und hyperaktive Kinder. Es beinhaltet Atemübungen in Verbindung mit körperlichen Übungen sowie direkte Arbeit am Muskel, um die Spannung der Muskeln auszugleichen. Auch Lernschwierigkeiten und psychosomatische Beschwerden werden einbezogen.


Sport-Kinesiologie


Sie verbindet Kinesiologie mit dem Einsatz von Bällen und Therabändern und wird bei Sportlern eingesetzt, um Muskeln und die Wahrnehmung zu schulen, wie sie etwa bei Mannschaftssportarten, aber auch in der Einzelarbeit nötig ist.


Kinesiologie in Kürze:


Kosten: Abhängig vom Praktizierenden, seiner Ausbildung und Erfahrung. Der Stundensatz liegt zwischen 30 Euro und 150 Euro.

Kostenträger: Selbstzahler. Einige private Krankenkassen beteiligen sich unter bestimmten Voraussetzungen.

Dauer: Ca. 60 Minuten. Die Anzahl der Sitzungen ist abhängig vom Anliegen und der Regenerationsfähigkeit des Körpers. Es kann bereits eine Sitzung genügen, bei chronisch Kranken sind mehrere Termine sinnvoll.

Betreuung: Einzelsitzung und Gruppen

Therapeutensuche: kinesiologie-verband.de



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Kinesiologie im  INTERVIEW von

GesundeMedizin mit  Ingeborg L. Weber

Heilpraktikerin, Dipl. Gerontologin und erste Vorsitzende des Europäischen Verbandes für Kinesiologie


Autor: Claudia Kring

Danke für die Bereitstellung des Artikels durch Gesunde Medizin