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Feldenkrais - mit Leichtigkeit durchs Leben

Aufstehen, am Computer sitzen, Fahrrad fahren: So lange der Körper funktioniert, achten Menschen zwar darauf, wohin sie gehen und wo sie sich setzen, aber nicht darauf, wie genau das geschieht. Dabei ginge vieles leichter und eleganter – wenn man nur wüsste wie. Feldenkrais ist eine Methode, die Menschen dabei hilft, ihr verloren gegangenes Körpergefühl wiederzufinden und zu lernen, dass es nie zu spät ist, alte Gewohnheiten zu verändern und neue Wege zu beschreiten.


Alles, was ständig wiederholt wird, geschieht irgendwann automatisch und gerät aus dem Bewusstsein. Das ist auch sinnvoll. Sonst würden komplexe  Abläufe wie das Spielen eines Instruments oder Autofahren gar nicht funktionieren. Die Crux ist nur, dass der Mensch nicht nur Laufen oder eben Fahrrad fahren lernt, sondern sich auch ineffiziente," falsche" Bewegungen oder Denkmuster einschleichen können. Das kann zum Beispiel nach einer Verletzung passieren: Schonhaltung oder Hinken werden zur Gewohnheit, obwohl das gebrochene Bein längst verheilt und die Schmerzen weg sind. Daraus resultieren weitere Beschwerden, ohne dass es den Betroffenen bewusst ist, dass es die Art ist, wie sie sich bewegen, die Probleme bereitet.


Krankengymnastik schafft nur kurzzeitig Linderung und der bisherige Sport geht nicht mehr wegen der Schmerzen. Im schlimmsten Fall geraten Betroffene an einen Punkt, an dem sich ihr Leben nur noch um ihre Beschwerden und die damit verbundenen Einschränkungen dreht. Feldenkrais, benannt nach deren Entwickler Moshé Feldenkrais, ist eine Lernmethode, die aus dieser Negativspirale hinausführen will. Mit Wahrnehmungsübungen und sanften Bewegungsanreizen will sie Betroffenen dabei helfen, ihre gewohnten Bewegungsmuster ins Bewusstsein zu holen, sie zu erkennen und effiziente Alternativen zu entwickeln. Dahinter steht der Gedanke, dass der Mensch von sich aus bestrebt ist, sich so leicht und effizient wie möglich zu bewegen – wobei nach Feldenkrais der Begriff „Bewegung“ nicht nur körperliche, sondern auch geistige Aktivität umfasst.


Feldenkrais - Im Dialog mit dem Körper


Feldenkrais-Practitioner, wie sich die Lehrer selbst nennen, arbeiten in der Regel in eigenen Praxen, teilweise bieten sie auch Kurse über Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel Volkshochschulen an. Mit Interessierten wird zuerst geklärt, ob eher die Arbeit in der Gruppe oder eine Einzelstunde geeignet ist. Wer akute Probleme etwa nach einem Unfall oder einer Operation und ein spezielles Anliegen hat, erhält in einer Einzelstunde ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie ist auch für Menschen empfehlenswert, die noch nicht damit vertraut sind, sich selbst zu spüren und erst einen Zugang zu sich selbst suchen möchten.


Bewusstsein durch Bewegung


Die Gruppenarbeit „Bewusstheit durch Bewegung“ thematisiert in ihren Lektionen unterschiedliche Bewegungsaspekte wie z. B. Gleichgewicht, Aufrichtung und Fortbewegung. Im Verlauf von angeleiteten Bewegungslektionen können sich so Selbstwahrnehmung und Koordination verbessern. Dabei genügen schon kleine Anreize, um den Körper von optimalen Bewegungsanläufen zu „überzeugen“. Feldenkrais-Practitioner Joachim Foss: „Das ganze Zusammenspiel von Nerven und Muskeln bei Bewegungen ist so komplex, dass es sich weder kognitiv steuern noch durch bloße Willenskraft korrigieren lässt. Feldenkrais gibt dem Körper die Möglichkeit, sich wie von allein besser zu bewegen, einfach dadurch, dass sich günstigere Bedingungen für natürliche und leichte Bewegung entwickeln. Störende Einflüsse, die sich als Gewohnheiten etabliert haben, lösen sich auf und ermöglichen so größere Handlungsvielfalt.“


Funktionale Integration


Eine Einzelstunde, „Funktionale Integration“ genannt, lässt sich am besten als Dialog beschreiben. Zu Beginn spricht der Feldenkrais-Practitioner mit dem Klienten darüber, was ihn stört und welche Veränderungen gewünscht werden. Er sondiert mit Hilfe von Fragen die Lebenssituation des Klienten. Das Gespräch sucht jedoch keine medizinische Diagnose, sondern legt den Schwerpunkt auf die Stärken und Ressourcen des Klienten. Was würde sich z. B. für jemanden ändern, wenn der Rücken sich wieder schmerzfrei bewegen könnte? Feldenkrais-Practitioner fragen nicht, woher die Probleme kommen, sondern danach, was nötig ist, um das Wohlbefinden zu verbessern. Im Anschluss wird der Klient dazu „eingeladen“, das Gespräch nicht mehr in Worten zu führen, sondern sich bequem auf die Behandlungsliege zu legen und „den Körper sprechen zu lassen“.


Joachim Foss schildert den Ablauf einer Einzelsitzung: „Ich fühle mit den Händen, wie die Muskelspannung ist und wie das Nervensystem reagiert, wenn ich zum Beispiel das Knie beuge. Ich ertaste, wie die einzelnen Partien des Körpers miteinander verbunden sind und entdecke, wo der Körper zugänglich ist. Wenn es dem Klienten schwer fällt, sich zu drehen, dann werde ich ihm durch passives Bewegen einige Möglichkeiten anbieten, wie es leichter geht. Denn auch wenn es häufig unbewusst geschieht, haben Menschen eine große innere Aufmerksamkeit für optimale Bewegungen. Anschließend gehen die Bewegungen ins Sitzen und ins Stehen über und ich bitte den Klienten, die Bewegungen, die vor der Behandlung noch nicht funktionierten, noch einmal zu versuchen.“


Da diese Prozesse Zeit brauchen, empfiehlt es sich manchmal, einige Einzelstunden in Folge zu vereinbaren.


Feldenkrais - Den Körper bewusst erleben


Feldenkrais heilt keine Menschen, es ist keine medizinische Behandlung und keine Philosophie. Moshé Feldenkrais nannte seine Entwicklung schlicht „eine Lernmethode“, die Menschen erkennen lässt, wie er sich bewegt und wie er sich bewegen könnte. Ihr Ziel:„Das Unmögliche möglich machen, das Mögliche leicht und das Leichte elegant“, wie Feldenkrais sagte. Die Methode kann denjenigen, die unter chronischen oder akuten Schmerzen rund um den Bewegungsapparat leiden, helfen, neue und schmerzfreie Bewegungen zu lernen. Es zeigt Menschen mit physischen Einschränkungen Wege auf, sich schmerzfrei zu bewegen, unterstützt Künstler, ihren künstlerischen Ausdruck zu verbessern. Betagte erhalten oder verbessern ihre Bewegungsfähigkeit ohne Überlastung betroffener Gelenke. Kurzum: Feldenkrais ist ein angenehmer Weg, all das zu tun, was man möchte.


Die Entwicklung, sensibler und bewusster für den eigenen Körper zu werden, macht auch vor der psychischen und seelischen Ebene nicht halt. Wer lernt, sich anders zu bewegen, wird begreifen, dass er auch andere Dinge im Leben ändern kann. Dabei können natürlich auch unangenehme Dinge hervortreten. Ändert sich die körperliche Situation, wird der Kopf frei für andere Dinge, dann können tiefer liegende Probleme zum Ausdruck kommen. „Ich hatte eine Klientin, die in der Gruppensitzung aufsprang und verkündete: ‚Ich hab's, ich kündige morgen“, berichtet Joachim Foss. Letztendlich ist für Feldenkrais die Bewegung ein Weg, nicht aber das Ziel. Es vermittelt den Menschen das Bewusstsein, dass sie in allen Bereichen ihres Lebens mehrere Möglichkeiten haben, etwas zu tun und zu erreichen. Denn für Bewegungen wie für die eigene Gesundheit, das eigene Leben, ist es wesentlich, immer wieder zu hinterfragen, ob das, was man tut, wirklich sinnvoll und richtig ist.


Moshé Feldenkrais – der bewegende Mann


Der in Russland geborene Begründer der Methode, der Physiker und Judomeister Dr.

Moshé Feldenkrais (1904–1984), lebte in Israel, Frankreich und England. Nach einer Knieverletzung gaben Ärzte dem begeisterten Kampfsportler wenig Hoffnung, je wieder beschwerdefrei gehen zu können. Er begann daraufhin, sein Bewegungsverhalten zu erforschen. Für Feldenkrais war Bewegung das zentrale Element des menschlichen Seins und Handelns. Ausgehend von diesen Grundgedanken entwickelte er seine Arbeit ab den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts.


Der FVD Feldenkrais-Verband Deutschland e.V.


Er ist der 1985 gegründete Zusammenschluss von Feldenkrais Practitionern in Deutschland mit knapp 2.000 Mitgliedern. Diese haben alle eine nach internationalen Qualitätsstandards akkreditierte Ausbildung absolviert und sich verpflichtet, die vom Verband aufgestellten ethischen Richtlinien und Kriterien zur Qualitätssicherung einzuhalten, z. B. an regelmäßigen Weiterbildungen teilzunehmen. Interessierte finden auf der Internetseite www.feldenkrais.de zahlreiche Informationen rund um Feldenkrais und eine Suche nach Feldenkrais-Practitionern in Deutschland. Der Förderverein für Feldenkrais und somatisches Lernen e. V. (www.feldenkrais-foerderverein.de) beschäftigt sich mit der Forschung zu den theoretischen Grundlagen, der Wirksamkeit und Anwendung der Feldenkrais-Methode.


Feldenkrais in Kürze


Nutzen: Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen, die positive Effekte der Feldenkrais-Methode z. B. bei orthopädischen und neurologischen Problemen zeigen. Subjektives Empfinden messbar zu machen, ist in wissenschaftlichen Studien jedoch schwierig.


Kosten: Einzelstunde zwischen 50 und 100 , eine Gruppenstunde zwischen 10 und 18

Kostenträger: In der Regel Selbstzahler, wenige Krankenkassen tragen einen Kostenanteil

Dauer: Lektion zwischen 40 und 60 Minuten

Betreuung: Einzel- oder Gruppenarbeit

Therapeutensuche: Über die Suche des Feldenkrais-Verbandes unter www.feldenkrais.de



ZITAT:


„Mich interessieren nicht bewegliche Körper, sondern bewegliche Gehirne.“

Moshé Feldenkrais (1904 – 1984), Physiker und Judolehrer


„Wir handeln nach dem Bild, das wir uns von uns machen. Ich esse, gehe, spreche, denke, beobachte, liebe nach der Art, wie ich mich empfinde. Dieses ICH-Bild, das einer von sich selbst macht, ist teils ererbt, teils anerzogen; zu einem dritten Teil kommt es durch Selbsterziehung zustande.“

Moshé Feldenkrais (1904 – 1984),Physiker und Judolehrer




Weiterer interessanter Artikel mit einem  Interview von Gesunde Medizin mit  Joachim Foss

Feldenkrais-Practitioner und Vorstandsmitglied im FVD Feldenkrais-Verband Deutschland e.V. :      Feldenkrais - "Neue Ideen für das Leben"



Claudia Kring




Danke für die Bereitstellung des Artikels durch Gesunde Medizin